Unsinnsgedichte

Aus der Traum

Ein Teppich will so gerne fliegen
über die roten Dächer hin.
Er will nicht auf dem Boden liegen,
denn das macht für ihn keinen Sinn.

Er strengt sich an und wellt sich sehr
'ne ganze, lange Nacht.
Da machte er nicht mehr viel her,
zum Sperrmüll wird er schnell gebracht.

So liegt er nun ganz tief begraben,
dort unter vielen Möbelleichen,
als Teppich will ihn keiner haben,
zum Fliegen wird's ihm nie mehr reichen.

Die Sonne bringt es an den Tag

Ein Schaf, das glotzt im grünen Tal,
zieht übellauniges Gesicht.
Der Schäfer ihm die Wolle stahl
und nackte Haut, die steht ihm nicht.

Illusion

Ein Wurm ganz kunstvoll ringelt sich
unter der stolzen Linde,
er glaubt, er sei gar königlich
ein Lindwurm, wie man ihn selten finde.

Ein Buchfink, gar nicht sehr belesen,
beendet schnell den Größenwahn,
da war der Wurm ein Wurm gewesen.
Die Linde schaut’s mit Gleichmut an.

Lustverlust

Ein Molch liegt faul im hohen Schilf,
ein Lid klappt träge auf und nieder,
da fährt die Lust dem faulen Knilch
ganz heftig in die Glieder.

Er zuckt und zappelt fürchterlich,
fängt leise an zu klagen,
da kommt der Storch, der Wüterich,
und frisst ihn ohne Fragen.

Neugier

Was ist in diesem Köfferchen?
Ich will es wirklich gerne wissen
und find 'nen Frosch mit Hickerchen,
den soll ich auch noch innig küssen.

Pfui bäh, an Prinzen glaub ich nicht
und schmeiß das Ding dort an die Wand.
Worauf Dornröschens Herz zerbricht
und Rotkäppchen im Wald verschwand.

Denn Fröschlein brach sich sein Genick,
mit Prinzenrettung ist's jetzt aus.
Schneewittchen wird im Sarg verrückt
und Aschenputtel bleibt zuhaus.

Nur Blaubart schleicht noch immer rum.
Ach, welches Opfer wird er finden?
Rapunzel dort im hohen Turm,
die möcht sich grad die Haare binden.

Ein fester langer Zopf soll's werden,
sie hat's noch immer nicht begriffen.
Bin wohl die Einz'ge hier auf Erden,
die auf den Prinzen hat gepfiffen.

Sinn des Lebens

Den Sinn der Mops so gar nicht sieht,
weil sein Gesicht in Falten flieht.
Er riecht ihn, ja, doch ihm ist’s Wurst,
drum trinkt er einen über'n Durst.

Sendungsbewusstsein

Freund Erwin ist ein Schneckerich,
der will gern was bewegen.
Drum stellt er auf den Marktplatz sich
und hält dort schöne Reden

von Freiheit, Toleranz und Gleichheit
er ganz verzückt gerät ins Schwärmen.
Ein Laster fährt ihn einfach breit,
soll er im Himmel weiter lärmen!

Wiesels Ideal und Wirklichkeit

Wiesel hoppelt übers Gras,
winkt umher – was soll denn das?

Sein Fellchen glänzt im Sonnenschein,
Wiesel will ein König sein.

Holt sein Zepter aus dem Pelz,
es ist krumm, doch ihm gefällt's.